Mit dem Roten Kreuz nach Indonesien - Mein Jahr als Freiwilliger im "weltwärts-Programm" des DRK
Ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland? Ich musste nicht lange überlegen, um mich beim Badischen Roten Kreuz für eine Stelle in Indonesien zu bewerben, die im Zuge des "weltwärts"-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angeboten wurde. Nachdem meine Bewerbung erfolgreich verlief, ging es Ende Oktober 2008 für ein Jahr nach Indonesien. Mit mir flog Gregor Merkle, der ebenfalls als Freiwilliger ausgesucht wurde und so musste ich den Schritt in diese neue Kultur zumindest nicht alleine wagen.
In Indonesien angekommen überfluteten mich zuerst die neuen Eindrücke von Land, Kultur und Menschen und ich war froh, dass wir anfangs von einer Indonesischen Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort begleitet wurden.
Bevor wir mit der eigentlichen Arbeit anfingen, die sich mit der Katastrophenvorsorge in Schulen beschäftigte, waren wir auf ein großes Internationales Freiwilligencamp mit über 3000 Teilnehmern eingeladen. Dort bekamen wir die gesamte Bandbreite der Indonesischen Kultur zu sehen und fanden auch gleich Freunde, die uns teilweise das ganze Jahr über begleiteten.
Nach dem Camp ging es für fünf Wochen nach Yogyakarta, um einen Sprachkurs zu besuchen. Der stellte sich als sehr nützlich heraus und war für unsere spätere Arbeit unerlässlich, da gerade auf dem Land Englisch nicht weit verbreitet ist.
Im eigentlichen Projekt im Indonesischen Roten Kreuz bestand für uns der normale Alltag darin, dass wir morgens in das Büro des jeweiligen Landesverbandes gegangen sind, um dann mit den Freiwilligen vor Ort Schulen zu besuchen, an denen den Schülern beigebracht wurde, wie man sich z.B. im Falle eines Tsunami richtig verhält oder wie man sein Haus erdbebensicherer machen kann. Mit der Zeit konnte ich dazu auch immer mehr beitragen, da wir auch einige Trainings zu diesen Themen besuchten.
Für mich war auch sehr interessant, dass das JRK in Indonesien nur in den Schulen aktiv ist. Jede Woche gibt es zwei Stunden, in denen sich die Schüler in Organisationen wie dem JRK, den Pfadfindern etc. engagieren können. Daraus ergibt sich aber das Problem, dass das Ganze wie eine Pflichtveranstaltung ist, weil es als normale Unterrichtszeit gewertet wird.
Außerdem herrscht eine große Disziplin, z.B. muss man sich immer in Reih und Glied aufstellen und manchmal stundenlang stillstehen, wenn der JRK-Präsident mal wieder eine Rede hält. Manchmal hat mir ein wenig das Herz geblutet, aber dadurch war natürlich von Seiten der Indonesier das Interesse an der JRK Arbeit in Deutschland sehr groß. So konnten sie manchmal gar nicht verstehen, dass das JRK so offen und freiwillig ist und auch ganz viel mit Spaß und Spiel zu tun hat. Ich hatte damit einen neuen Aufgabenbereich gefunden und referierte in Schulen über das deutsche JRK oder auch über die Europäische Kultur allgemein.
Neben der normalen Arbeit gab es eine Menge anderer Aktivitäten, bei denen wir mitmachten wie z.B. Blutspendetermine, Jugendcamps, Workshops, Treffen der deutschen Hilfsorganisationen oder auch aktive Hilfe bei Hochwasser.
Gerade letzteres war für mich DAS Ereignis des Jahres. Semarang, eine Stadt, in der wir ca. drei Monate lebten, war etwa zur Hälfte überschwemmt und wir fuhren mit dem Rotkreuz-Laster zu den betroffenen Menschen, um Hygienekits zu verteilen. Zum Glück gab es keine Todesopfer und nach ca. einer Woche war das Wasser auf den Straßen auch wieder verschwunden.
Als es dann Mitte September 2009 wieder nach Hause ging, blickte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Jahr in Indonesien zurück. Es gab immer mal wieder Schwierigkeiten mit der Kommunikation vor Ort oder auch der Frage, wo eigentlich unser Aufgabenbereich liegt. Trotzdem habe ich unglaublich viel für mich selbst gelernt und mitgenommen, habe neue Freunde gefunden und durfte ein Land kennen lernen, das unglaublich reich an verschiedenen Menschen und Kulturen ist.
Wenn mir also jemand die Frage stellen würde, ob ich so etwas noch mal machen würde, könnte ich diese mit gutem Gewissen mit Ja beantworten.